Mit Muuh und Määh Naturschutz-Millionen melken

Naturschutz und Immobiliengeschäfte am Beispiel Forsthaus Neuhaus und Hofgut Imsbach. 

Umweltminister Reinhold Jost will seiner Naturlandstiftung Saar (NLS) das Forsthaus Neuhaus bei Riegelsberg übertragen, ohne Ausschreibung und fast zum Schnäppchenpreis. Es gibt einen Präzedenzfall: das Hofgut Imsbach. Vor zehn Jahren organisierte das damals CDU-gesteuerte und Naturschutz-dominierte Umweltministerium den Deal. Das Gut ging ebenfalls an die NLS. Für einen Bruchteil seines Buchwertes; bezahlt wurde mit Ökopunkten. Nach Verschleudern von Staatsvermögen riecht das. Ein Déjà-senti.

Umweltminister Jost hat eine Altlast aus CDU-Zeiten zu heben: Seit drei Jahren steht das inzwischen mehr als zwei Millionen teure Restaurant Forsthaus Neuhaus leer, belastet den Steuerzahler durch Zinszahlungen und entgangene Pacht mit an die 200.000 Euro jährlich. Das Restaurant im Besitz von Saarforst könnte von der Lage her ein Juwel am Rande des Urwalds vor der Stadt sein. Aber: Hohe Nebenkosten durch die Holzschnitzelanlage und unzureichende Wärmedämmung, miserable Akustik durch die offene Bauweise und Holzverkleidung an Wänden, Boden und Decke, Schlagloch -überhäufte Zufahrt – das sind alles Zustände, die sowohl potentielle Pächter als auch Gäste abschrecken. Jost wäre deshalb heilfroh, wenn die Anlage samt und sonders an die NLS ginge. Das wäre ein NLS-Coup wie beim Hofgut Imsbach. Doch zurück zu den Urwald-Anfängen.

Leuchtturmprojekte für Naturschutzaktivisten
1999 kam der Naturschutz im Saarland in Goldgräberstimmung: Stefan Mörsdorf, bis dato NABU-Landesvorsitzender, wurde dank seines Wahlkampfeinsatzes für Peter Müller Umweltminister und zuständig für Natur und Forsten. Der NABU saß damit quasi an der Quelle und bald sprudelten die Naturschutz-Millionen aus dem Landeshaushalt.  Die Legende, Peter Müller verdanke seinen knappen 5000-Stimmen-Vorsprung vor der SPD bei der 99er Wahl Mörsdorf und seiner NABU-Gefolgschaft, ließ den Ministerpräsidenten Dankbarkeit zeigen. Trotz Sparzwangs sattelte die Landesregierung auf die wachsenden Landesschulden noch einige Millionen Euro für „Leuchtturmprojekte“ des Naturschutzes drauf. Auch Saarforst sah in dieser Aufbruchsstimmung seine Chance, sich neben seinem Kerngeschäft Holzverkauf mit ökophilosophisch aufgeladenen Projekten ein fortschrittliches Image zu schnitzen.

Millionen für den Urwald
Insgesamt also eine ideale Konstellation für Naturschutzaktivisten. Sie und ihr Minister holten ihre Lieblingsprojekte aus der Schublade. Viel investiert wurde vor allem in den Urwald vor den Toren der Stadt, der den Stadtmenschen auf 1000 Hektar das Entstehen und Erleben von Wildnis nahebringen sollte. Das Leitbild: Die Natur Natur sein lassen. Und die Menschen anlocken, damit sie Urwaldwerdung bestaunen, teilhaben am Prozess des Wachsens und Vergehens. Eine Idee, die naturgemäß in Jahrhunderten denkt. Es wurde ein Jahrhundert-Millionen-Projekt des Naturschutzes. Bis heute hat das Land mehr als fünf Millionen Euro in den Urwald gesteckt, die Personalkosten für den Saarforst-Landesbetrieb nicht mal mit eingerechnet.

Die Philosophie der Verwilderung
Es begann mit 1,4 Millionen Euro Konzept-Kosten, die u.a. für einen Gehaltszuschuss von 50 Prozent für den damaligen NABU-Landesgeschäftsführer drauf gingen, für Gutachten, pädagogische Projekte, ein spezielles Urwald-Design und einige Baumaßnahmen im Wald. Zusätzlich ließen sie die alte Scheune Neuhaus für 1,7 Millionen Euro und später das alte Forsthaus Wolfsgarten für 300.000 Euro zuzüglich Anschluss an Versorgungsleitungen restaurieren. Die Protagonisten in Ministerium, Saarforst und NABU wollten darin Waldkultur und Verwilderung in all ihren philosophischen und sinnlichen Dimensionen erlebbar werden lassen.

Schlichtprogramm für wilde Camper
Heute ist der Anfangselan der beginnenden 2000er Jahre dahin. Das zeigt das aktuelle Pädagogik-Angebot: „Erste Hilfe für den Hund“, „Die Nase läuft – die Füße riechen“ (will sagen: Gruppenwanderung), Malaktionen, Diavorträge, „Rehwild aus der Decke schlagen“, Krimilesung, Fledermaus-Touren, Sommerfest und Wandertage. Kunterbuntes Kuddelmuddel ohne thematischen Bezug zum Urwald. Events, die so überall stattfinden könnten. Mit „Wildnis als Gegenentwurf zu einem kulturellen Ordnungsbegriff“, wie es die Vordenker einst im Ministerium überhöhten, hat dies wenig zu tun. Ein „Leuchtturm der Waldpädagogik“, wie Umweltminister Jost lobt? Mitnichten! Eher ein Schlichtprogramm für Wildnis-Camper und Stockbrotbäcker am Lagerfeuer (Mehr Facts & Fakes aus dem Urwald in einem späteren Beitrag).

Anlage von NABU und NLS dominiert
Heute haben der NABU, seine Naturschutzjugend und die Naturlandstiftung das Forstanwesen in Beschlag genommen. Sie zahlen nicht nur keine Pacht, sondern lassen sich ihre Aktivitäten und Personalkosten noch vom Land bezuschussen. Insgesamt bringt das Land für den Urwald-Betrieb laut aktuellem Haushaltsplan 130.000 Euro auf, mindestens 50.000 davon gehen an den NABU. Hinzu kommen die Finanzierungskosten: Allein für den Scheunen-Kredit von 1,7 Millionen Euro hat der Steuerzahler bisher mehr als eine halbe Million Euro Zinsen zahlen müssen. Düstere Zahlen für die Landeskasse.

Kein attraktives Profil
Das Umweltministerium macht inzwischen schön Wetter:  In nur 45 Minuten könne die Scheune Neuhaus von 1,5 Millionen Menschen erreicht werden, sagt das Umweltministerium; es verwechselt die Einwohnerzahl der Region mit Besucherpotential. Wer Massen anziehen will, braucht professionelles Marketing und attraktive Angebote, wie es z.B. z.B. im Nationalpark Hunsrück-Hochwald in der Anfangseuphorie funktioniert. Das Urwald-Scheunen-Programm hat seinen Gästen aber wenig zu bieten. Die deshalb auch häufig ausbleiben. Veranstaltungen wie Fledermauswanderungen und „Gedichte vortragen auf dem Pfad der Liebenden“ müssen mangels Anmeldungen schon mal abgesagt werden.

Und nochmal 1,7 Millionen für ein Restaurant
Zurück zu den Anfängen: Mörsdorf und seine Forst- und NABU-Gefolgschaft in ihrer Urwald-Berauschtheit war die Scheune Anfang der 2000er Jahre noch nicht genug. Ihnen fehlte noch eine letzte sinnliche Dimension, die kulinarische: Das angrenzende Forsthaus Neuhaus sollte eine Art Nobel- Restaurant im Urwald werden. Die Gäste kämen zuhauf, wünschten sich die Verantwortlichen, das Konzept „erlebte Wildnis und gehobenes Wirtshaus“ sei schließlich einmalig. Auch die Finanzierung war das: 1,7 Millionen Euro waren für das Speiselokal geplant, genauso viel wie für die der Scheune nebenan, anfangs. Der später kalt gestellte Leiter der Naturschutzabteilung Wilhelm Bode, warnte vor solch riskanter Wirtschaftsförderung. Er rechnete vor, dass bei dem (damaligen) Zinssatz für Landesschulden, Tilgung, Rücklagen und Unterhaltung eine monatliche Restaurant-Pacht von ca. 10.000 Euro gerade mal kostendeckend wäre! Im Kabinett Müller hatte niemand Bedenken.

Restaurant Kopie

Wenn Saarforst Unternehmen betreibt
Mörsdorf bekam die Millionen für das Speiselokal in Hör- und Sichtweite der Wildschweine. Das naturschutzromantische Miteinander von Schweine-Gegrunze und schwelgenden Gourmets konnte nicht funktionieren, weil verschiedene Störfaktoren auftraten: Das Konzept von Forstverwaltung und Umweltministerium zog nicht. Die Betriebskosten waren immens, die Saal-Akustik nicht einem gehobenen Speiselokal angemessen. Die Gäste kamen nicht wie erträumt. Vertragsbedingungen knebelten die Pächter, denen auskömmlicher Umsatz in Aussicht gestellt worden war. Und obendrein machten die Umweltpädagogen in der Scheune nebenan noch unverfroren Konkurrenz durch Verkauf von Getränken und Speisen.  Die Unstimmigkeiten nahmen zu.  Ein langer Rechtsstreit endete mit einem Vergleich – und der Schließung des Restaurants. Das Forsthaus Neuhaus ist nicht das einzige Pleiteobjekt der Staatsförster bei ihren Ausflügen in die freie Wirtschaft.

Ein Immobilienhandel des Umweltministers-Stiftungsratsvorsitzenden
Seit fast drei Jahren steht das Forsthaus nun leer. Mit Unterhaltungsmaßnahmen hat das Saarforst-Pleite-Projekt inzwischen mehr als 2 Millionen Euro geschluckt, die entgangenen Pachteinnahmen nicht mal mit eingerechnet. Jost will die gerade mal zehn Jahre alte Immobilie loswerden. Unverständlicherweise will Jost keinen Käufer oder Pächter per Ausschreibung suchen, um damit die bestmöglichen Einnahmen für die Landeskasse erzielen. Die Naturlandstiftung hätte schließlich schon aus dem Hofgut Imsbach ein tolles Naturschutzprojekt gemacht, begründet der Umwelt-und Justizminister die beabsichtigte Übertragung an die NLS.

Bildungszentrum Imsbach ausgehungert
Tatsächlich sind Parallelen im Ablauf der Immobilien-Geschäfte von Imsbach und Forsthaus Neuhaus unverkennbar. Mörsdorf wollte Anfang der 2000er Jahre das in den 90er Jahren vom SPD-Umweltministerium erbaute Ökologische Bildungszentrum Hofgut Imsbach nicht weiter finanzieren. Gelder für ein SPD-Projekt von der CDU-Regierung?  Mörsdorf hatte einen besseren Plan. Er stellte einen Geschäftsführer zur Abwicklung ein. Der suchte zunächst Interessenten für das mit 28 Millionen D-Mark öffentlicher Mittel gebaute Schulungszentrum nebst Biolandwirtschaftsbetrieb. U.a. signalisierte der Weltreiterverband aus Lausanne starkes Interesse an Imsbach, er könne auf Imsbach eine Dependance einrichten. Aber die Schweizer sollten irgendwie nicht zum Zug kommen. Schließlich ging das komplette Areal von 180 Hektar Acker- und Weideland, mit modernem Biobauernhof, der Gutskapelle und schicken Gebäuden für Veranstaltungen an die Naturlandstiftung. Es habe sich kein besserer Käufer gefunden, hieß es. Der Kaufpreis von 3,5 Millionen Euro lag weit unter dem damaligen Buchwert von 9,6 Millionen Euro. Das Aushungern des Bildungszentrums aus SPD-Zeiten wurde somit ein Immobilienprofit für die NLS.

Luftaufnahme Imsbach Kopie

Englischer Landschaftspark für Tholeyer Gewerbepark
Die Naturlandstiftung berichtet auf ihrer Webseite, sie habe das Hofgut Imsbach im Rahmen einer Ökokonto-Maßnahme ihrer Tochter Ökoflächenmanagement GmbH (ÖFM) zur Kompensation des „Industrie- und Gewerbeparks BAB 1“ der Gemeinde Tholey übernommen, strukturiert und neu ausgerichtet. Im Klartext: Gezahlt wurde mit Öko-Punkten, eine Art Naturschutz-Währung, in der z.B. eine Gemeinde oder ein Unternehmen als Ablass für den Verbrauch von Naturflächen, z.B. für ein Gewerbegebiet, zahlen müssen. Die NLS-Tochter ÖFM hat im Saarland das Quasimonopol und die „Währungshoheit“ für diese Geschäfte. Dank staatlicher Zuschüsse, Totogeldern und Verkaufserlöse durch Naturschutzmaßnahmen kamen über die Jahre so 1800 Hektar Grund und Boden, zwei Bauernhöfe und andere Liegenschaften in der NLS-Grundbuchliste zusammen. Die NLS bezeichnet sich selbst als größten Grundbesitzer im Saarland.

Naturschutz und Immobiliengeschäfte
Nun macht Immobilienbesitz allein noch keinen Naturschutz. Das Geschäft mit dem Ökopunkte-Naturausgleich kann auch durchaus eine sinnvolle Sache sein. Das zeigen vor allem die praktischen NLS-Renaturierungsprojekte mit deutlichem Bezug zum Land, z.B.  im Burbachtal oder in Hemmersdorf, wo Wochenendgrundstücke und ein Campingplatz aufgeräumt wurden. So können Altlastensanierung und Entrümpelungsaktionen durchaus die natürliche Natur zurückbringen. Aber: Beim Ökopunkte-Geschäft machen die Landesvorschriften klare Vorgaben. Die Ersatzmaßnahme soll möglichst so strukturiert sein wie die auszugleichende Fläche vor ihrer Bebauung. Und da sind bei dem von Jost als Modellprojekt bezeichneten Hofgut Imsbach größte naturschutzfachliche Zweifel angebracht.

Englischer Landschaftspark des 19. Jahrhunderts
Was hat die NLS-eigene Imsbach Verwaltungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH (IVEG) Vorbildliches für den Naturschutz im Saarland nun fertiggebracht? Ihre Webseite gibt Auskunft: Die IVEG hält auf Imsbach das Hinterwälder Rind und das Bayerische Waldschaf, weil vom Aussterben bedroht, pflegt Wieseninseln im Wald als Reminiszenz an die alten Hute- und Bauerwälder, legt Hecken und Rabatte als Landschaftsornamente und den Rundweg „Imsbachpromenade“ mit Sitznestern an. Das Ganze nennt sich „Wiederbelebung eines Landschaftsparks im englischen Stil des 19. Jahrhunderts“. Originalton NLS.

Naturschutz wie eine Modelleisenbahnlandschaft
Ja geht’s noch? Was hat dieses Konzept mit den wirklich wichtigen Anliegen des Naturschutzes im Saarland zu tun? Nichts! Sich einen bereits seit Jahren wirtschaftenden Biohof einverleiben, die Landschaft mit Rabatten schmücken, kuschelige Sitznester einrichten, eine stimmungsvolle Stallweihnacht feiern, Zuchtkühe besamen, Hochzeitspaare in einer aufgehübschten Kapelle ihr Glück besiegeln lassen – das ist eine Gefühligkeit, wie sie auch romantisch beseelte Modelleisenbahner beim Verschönern ihrer Landschaft überkommen mag. Auch die Modellbauer planen ihre Sehnsuchtslandschaft so: ein schöner Wald mit Wiesen und Wiederkäuern drauf, weil das früher zu schön war, hier eine Schafherde, dort eine Allee und hier ein Wanderweg mit lauschigen Sitzbänken, sich sanft entlang eines munter dahin plätschernden Bächleins schlängelnd – eine heile Welt offenbar ganz nach der Gefühligkeit des Ministers und der NLS-Oberen.

Die Bio-Wurst von Saartoto gesponsert?
Die Naturschutzqualität auf Imsbach hat durch die Immobilen-Übernahme durch die Stiftung um kein Jota gewonnen. Wie auch. Saarland spezifischer Naturschutz sieht nämlich seine Hauptaufgabe darin, „Gebiete, die für die langfristige Erhaltung von im Saarland vorkommenden wildlebenden Vogelarten bzw. von europaweit gefährdeten Lebensräumen, Tier- und Pflanzenarten von Bedeutung sind“, zu schützen. Das verkündet die Homepage des Umweltministeriums. Die Zucht von alten Haustierrassen wie des Hinterwälder Rinds oder des Bayerischen Waldschafs jedenfalls ist Agrarwirtschaft und hat mit Naturschutz wenig zu tun. Mehr mit dem Auftreten der NLS als Fleischerzeuger und Metzgereibetrieb. Das Fleisch aus der NLS-Zucht wird als Bio-Ware in eigenen Läden vermarktet. Die Frage ist erlaubt, ob dieser Wirtschaftsbetrieb letztendlich mit Steuergeldern von Land, Bund oder EU, oder Zuschüssen von Saarland Sporttoto direkt oder indirekt gefördert wird, Hilfen, die dem normalen Biometzger verwehrt sind.

Hofgut Einfahrt Kopie

Reinhold Jost im Rosamunde-Pilcher-Land
Hutewiesen und Sitzecken in einem englischen Landschaftspark des 19.Jahrhunderts, eine malerische Landschaft, viel Sonnenschein – und am Ende wird gekuschelt und geheiratet? Das ist heile Welt mit großen Gefühlen, etwas für Herz und Gemüt. Das Romantikprojekt könnte den Titel von Rosamunde Pilcher „Land der Sehnsucht“ tragen. Die Mutter ganz privater Sehnsüchte würde den Umweltminister dafür auch an ihre Brust drücken. Der zahlt nämlich noch für den Romantik-Spaß an die NLS: Ausweislich des Landeshaushalts jedes Jahr 33.000 Euro Betriebskostenzuschuss und 220.000 Euro dafür, dass die NLS auf Imsbach ihre Ranger stationiert, zusätzlich Projektzuschüsse im sechsstelligen Bereich. Die Stiftungsratsvorsitzenden und Umweltminister haben sich nie lumpen lassen. Hinzuzurechnen ist ein beachtlicher Anteil der NLS-Einnahmen durch Millionen Euro Abstandszahlungen, die saarländische Unternehmen und Kommunen im Vertrauen auf sinnvollen Naturschutzausgleich geleistet haben. „Das große Erbe“ titelt dazu Rosamunde Pilcher.

Die Minister per Satzung gefangen
Dass die private Naturlandstiftung mit ihren Tochterfirmen es immer wieder schafft, sich die gerade herrschenden Politiker gefügig zu machen, verdankt sie einem bauernschlauen Trick der Stiftungsgründer. Die haben einfach in die Satzung geschrieben, dass der jeweilige Umweltminister Vorsitzender des Stiftungsrats zu sein hat. Und die so eingefangenen Minister folgen auch treu und brav, präsentieren sich bei Presseterminen, präsidieren Jahresabschlussbanketts, fahren mit auf Exkursionen, feiern Jubiläen, posieren fürs Foto, wenn die neue imposante Toreinfahrt von den Gutsherren an der L 147 bei Theley eingeweiht wird, kurz: springen über jedes Stöckchen, das sie hingehalten bekommen.  Keiner hat die Sinnhaftigkeit dieser Konstruktion je hinterfragt. Schon gar nicht, ob das, was die NLS an Geschäften unter dem Naturschutz-Label betreibt, auch alles tatsächlich dem Naturschutz im Saarland dient.

Naturschutz nach Gutsherrenart
Der englische Landschaftspark auf Imsbach ist, was Ziel und Prozedere betrifft, Naturschutz nach Gutsherrenart. Als Beleg dafür, dass auch das Forsthaus Neuhaus unbedingt in Stiftungshände übergehen soll, taugt es jedenfalls nicht.  Es verwundert nicht, wenn jetzt die bereits vor Jahren gescheiterte Idee des Waldkindergartens ins Spiel kommt oder noch die soziale Trumpfkarte, Kooperation mit einem Sozialverband, gezogen wird. Naturschutz, Bildung und Soziales verbinden? Wer darf da überhaupt noch kritisch nachschauen? Oder gar zu Geld und Geschäft Nachfragen stellen: Warum eine fast neuwertige Immobilie für mehr als 2 Millionen Euro gebaut wurde und innerhalb weniger Jahre 1,3 Millionen Euro an Wert verliert, wer den Wertverlust zu verantworten hat, warum das Land das Restaurant nicht direkt an einen Investor veräußert, sondern der NLS für ‘nen Appel und ‘n Ei überlässt, damit diese ihr Kapital mehren kann?  Übrigens: Auch die Kombination Naturschutz mit Sozialarbeit wäre eine Parallele zu Imsbach: Dort war die NLS auf dem Schaumberghof in einem Sozialprojekt für Jugendliche dabei. Das Projekt überdauerte nur die Anfangsjahre.

BUND-Saar kündigte Mitgliedschaft in der NLS
Das Geschäftsgebaren der Naturlandstiftung hatte schon vor Jahren zu Unfrieden unter den Naturschutzverbänden geführt, so sehr, dass der BUND Saar den Bettel hinschmiss und die Mitgliedschaft im Stiftungsrat aufkündigte. „Es gibt Naturschützer, die leben für die Natur und es gibt welche, die leben von der Natur“, klagte der langjährige Landesvorsitzende Joachim Götz damals. Und von Steuergeldern und Unternehmenszahlungen. Denn die Millionen für den Naturschutz kommen den Steuerzahler auf Jahrzehnte teuer zu stehen. Allein das Forsthaus Neuhaus mit Restaurant und Scheune belastet die Landeskasse bei dem derzeitigen Durchschnittssatz von 2,8 Prozent mit 100.000 Euro Zinsen jährlich. Da steht der saarländische Steuerzahler wie ein Ochs vorm Scheunentor, wenn er für die persönlichen Vorlieben und Hobbies von Politikern und ihrer Entourage zahlen muss. Rosamunde Pilcher hat dazu einen Romantitel parat: „Wahlversprechen und andere Lügen“.

Mit Zuwendung die Zuneigung erkaufen
Die Absicht ist klar: Jost – wie auch seine Vorgänger – will sich mit seinem Engagement in und für die NLS die Naturschutzlobby gewogen machen. Deren Einfluss auf Wahlergebnisse wird aber bei weitem überschätzt. Ansehen und Akzeptanz des Naturschutzes in der Gesellschaft sind in den letzten Jahren stetig gesunken, auch deshalb, weil manch amtliches Naturschutzprojekt wie der Bau eines Fledermaus-Heimes für 350.000 Euro an der A 1 bei Eppelborn der Lächerlichkeit anheimfällt, weil die Fledermäuse partout nicht einziehen wollen. Naturschützer tun sich bisweilen schwer, die Sinnhaftigkeit ihrer Aktionen zu erläutern. Die geschlossene Gesellschaft unter dem Label Naturschutz, untereinander in Projekten und Ämtern eng verbunden, hat es jedenfalls fertiggebracht, der Landeskasse, den Kommunen und der saarländischen Wirtschaft für Ausgleichsmaßnahmen über die Jahre Millionen zu entziehen.

Edel, hilfreich und gut
Was Ministerium und die Verbände mit den Naturschutz-Millionen über die Jahre tatsächlich an Verbesserungen für Arten und Lebensräume im Saarland effektiv erreicht haben, weiß niemand. Naturschutz ist eine positiv aufgeladene Vokabel und das reicht als Legitimation. Für die gute Sache da zu sein vereint alle, die hauptamtlichen wie die ehrenamtlichen, im gemeinsam empfundenen Glück, gutes Geld für Großartiges, für Biber, Bambi und Botanik ausgegeben zu haben. Auch bei Rosamunde Pilcher sind die Menschen immer nur edel, hilfreich und gut.  Rosamunde Pilcher jedenfalls würde Reinhold Jost „Die zweite Chance“ geben.