Raus aus der teuren Energie: Schenken Sie sich zu Weihnachten 1.000 Euro

Ein Großteil der saarländischen Strom- und Gasverbraucher verschenken jedes Jahr bis zu 1.000 Euro. Weil sie Energie zu teuer einkaufen. Trotz unübersehbarer Empfehlung der Verbraucherzentrale und Stiftung Warentest, zu günstigeren Anbietern zu wechseln, bleibt der Saarländer wechselfaul.

Saarlandinside hat in Vergleichsportalen die preiswertesten Anbieter für den saarländischen Normalverbraucher ermittelt. Ein Ergebnis vorweg: Die saarländischen Energieversorgungsunternehmen zählen unter den mehr als 900 Strom- und 400 Gasversorgern Deutschlands zu den teuersten. Stichproben belegen dies.

Gaspreise im Saarland bis 75 Prozent teurer
Hier die Tarife ausgewählter saarländischer Gas-Versorger für einen Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden und 13 Kilowatt Leistung inklusive Boni und Prämien. Die Preise gelten nur für das erste Jahr. Danach können preisbewusste Verbraucher sich einen neuen Versorger suchen, mit neuen Boni oder Prämien.
Saarbrücken: Energie-Saarlorlux-Kunden zahlen 1.602 Euro, bei den preisbesten Anbietern (Sparfuxx, BEV Energie München, u.a.) hingegen nur 912 Euro, 690 Euro weniger. Warum ist Gas in Saarbrücken 75 Prozent teurer? Energie-Saarlorlux weist darauf hin, dass in diesem Verbrauchsfall 527 Euro an die Stadtwerke Saarbrücken für die Benutzung ihres Gasnetzes fließen; in anderen Städten sei dies weniger, in Tübingen beispielsweise nur 408 Euro. Den horrenden Preisunterschied kann dies nur teilweise erklären, ändert aber nichts am Preisniveau.
Gersheim: Die Stadtwerke Blieskastel berechnen laut ihrem Online-Rechner 1.479 Euro für die Grundversorgung. Wer in Gersheim zu Energie123 wechselt, spart 552 Euro (Verivox 20.12.) Interessantes Detail: Energie123 gehört den Pfalzwerken, die auch neben Saarferngas an den Stadtwerken Bliestal beteiligt sind. So versuchen angestammte Versorger über ein Online-Tochterunternehmen abwanderungswillige Kunden zu halten.
Lebach: Auch hier beachtliche Preisvorteile von 660 Euro gegenüber dem Energis-Tarif.
Merzig: Selbst der günstigste Tarif der Stadtwerke, der Online-Tarif, ist immer noch 430 Euro teurer als bei anderen Anbietern, allerdings bei einem Jahr Vorauskasse. Beim Vario-Tarif zahlen die Merziger Haushalte 519 Euro und beim Bioplus10 sogar 649 Euro mehr.
Neunkirchen: Der klassische Standard-Tarif der KEW kostet im Jahr 1.437 Euro, 590 Euro mehr als bei den Preisbesten.
Übrigens: Die Saarländer haben bei Gas im Bundesvergleich den höchsten Verbrauch. Eine Erklärung: Sie haben auch mit 104 Quadratmetern Wohnfläche die größten Wohnungen (Bundesdurchschnitt 92).

Strompreise: Mehr als 40 Prozent teurer als außersaarländische Anbieter
Auch beim Strom hat das „Energieland“ Saarland den höchsten Verbrauch.  Die saarländischen Haushalte haben im Schnitt 5.028 Kilowattstunden pro Jahr auf dem Zähler, 25 Prozent mehr als die Stromsparer der Republik, die Sachsen mit 4.037 kWh, hat das Vergleichsportal Check24 ermittelt. Die Strompreise liegen inzwischen auf Rekord-Niveau. Eine Stichprobe mit obigem 5.028-Kilowattstunden-Durchschnittsverbrauch.
Saarbrücken: Energie-Saarlorlux-Strom kostet im Grundversorgungstarif 1.492 Euro im Jahr, zwischen 400 und 360 Euro mehr als bei den günstigsten deutschen Anbietern (u.a. BEV-Energie München, Vattenfall, Stadtwerke Tübingen, Eprimo und Eon).
St. Wendel: Bei der SSW (Anteilseigner Stadt St.Wendel und Energis) kostet das Paket 1.139 Euro; andere liefern 350 Euro billiger.
Völklingen: Die heimischen Stadtwerke kassieren 425 Euro mehr als die billigsten Lieferanten, darunter die Stadtwerke Tübingen, die mit ihren Energie-Gewinnen noch die kommunalen Bäder und den ÖPNV subventionieren.
Friedrichsthal: Hier zahlt  der Durchschnittshaushalt in der Energis-Grundversorgung sogar 480 Euro mehr gegenüber den billigsten, das sind 42 Prozent mehr. In dieser Größenordnung liegen die Preisunterschiede in fast allen Energis-Versorgungsgebieten.

Selbst wer auswärts Ökostrom kaufen will, hat noch enorme Preisvorteile gegenüber lokalen Anbietern. Die Sparpotenziale sind im Saarland mit die höchsten, sagt Verivox. Auch bei kleineren Verbräuchen: Zweipersonenhaushalte (2.500 Kilowattstunden) zahlen hierzulande 200 Euro mehr; selbst ein Singlehaushalt (1.500 Kilowattstunden) spart bei einem Wechsel noch 120 bis140 Euro (Verivox, Stand 17.12.).

Freier Wettbewerb bei den Saarkunden noch nicht angekommen
So kommt es, dass ein saarländischer Durchschnittshaushalt bei Strom und Gas locker einige Hundert Euro, im besten Fall mehr als tausend Euro einsparen kann, vor allem, wenn er noch im klassischen Standardtarif, in der Grundversorgung steckt. Bei Energie-SaarLorLux sollen dies ca. 80 Prozent der Kunden sein. Zahlen rücken die Versorger nicht heraus. Der Gesetzgeber hat bereits vor zehn Jahren mit der Liberalisierung des Energiemarktes regionale Monopole abschaffen und freien Wettbewerb unter den Versorgungsunternehmen ermöglichen wollen. Die meisten Saarländer kaufen zurzeit noch lieber bei ihrem heimischen Energieversorger. Rationale Gründe dafür gibt es nicht, eher Missverständnisse.

230 Volt sind 230 Volt – auch wenn sie vom „guten Nachbarn“ kommen
Unter den Strom- und Gaskunden ist der Irrglaube weit verbreitet, Strom und Gas vom lokalen Händler seien besonders sicher; ein Relikt aus Zeiten, als die einheimischen Stadtwerke noch das Versorgungsmonopol hatten. Gleichwohl halten die Versorger aus der Region dieses Image aufrecht, sie werben mit Kundennähe, präsentieren sich wie Energis „als guter und zuverlässiger Nachbar in Energiefragen“; dabei hat Energis in Püttlingen gerade sein Kundenzentrum geschlossen. Auch das Argument „Qualität der Produkte“ soll die Kunden binden; die Energie von lokalen Anbietern und die von preiswerten Lieferanten von außerhalb ist technisch gesehen die gleiche. 230 Volt sind 230 Volt.

Eine Heimat für verlorene Kunden: Energis-Weihnachtsaktion für emotional aufgeladenen Strom

Strom ein emotionales Produkt?
Energis will die Saarländer mit Heimatverbundenheit bei der Stange halten und verschickt „Unser Weihnachtsgeschenk für Sie“, ein Angebot an ehemals zu einem billigen Versorger abgesprungene Kunden mit einem „Komm nach Hause“-Opa-Enkel-Weihnachtsbaum-Familienglück-Foto. Geschickt gemacht, aber selbst mit einem Hundert-Euro-Bonus und der Gewinnaussicht auf ein iPhone X noch teuer.

Marketing mit Sponsoring
Regionale Energieversorger treten gerne als Wohltäter der Region auf, unterstützen wie Energis Sportwettbewerbe, das SR-Dorffest mit Heino, das Flughafenfest, die Saarsportlerwahl, Tischtennis-Worldcup, Badminton-Masters etc.. Energie-Saarlorlux hält einen Umwelt- und Sozialfonds mit 10.000 Euro vor und hilft dem Saarbrücker Christkindel über den St. Johanner Markt zu fliegen. So willkommen die Wohltaten bei den Empfängern sein mögen, das alles finanzieren im Saarland die Strom- und Gaskunden mit erheblich über dem Marktdurchschnitt liegenden Tarifen. Es geht um nichts anderes als um Kundenbindung.

Energie-Saarlorlux-Gewinne bleiben nur teilweise im Lande
Vor der Öffnung des Energiemarkts hatten die Gewinne der Energieversorger noch eine ausgeprägte soziale Funktion; mit ihnen glichen die Kommunen, Defizite in anderen Bereichern aus, im ÖPNV und bei Schwimmbädern beispielsweise. Heute gehen die Gewinne teilweise außer Landes, wie bei Energie-Saarlorlux, die zu 51 Prozent mittelbar dem französischen Energie-Global-Player GDF Suez gehört. Immerhin: 49 Prozent gehören noch den Stadtwerken Saarbrücken.

Wahl zwischen mehreren Hundert Energieversorgern
Jedenfalls: „Für Neukunden ist Gas so günstig, wie seit fünf Jahren nicht. Beim Strom lassen sich ebenfalls locker mehrere Hundert Euro sparen“, wird die Stiftung Wartentest in ihrer Januar- Ausgabe der Zeitschrift Finanztest berichten. Die meisten der rund 460.000 Haushalte im Saarland könnten „raus aus den teuren Tarifen“ (Stiftung Warentest). Die Auswahl ist groß.

Fazit: Wenn wir Benzin 2 Cent irgendwo billiger bekommen, nehmen wir gerne mal einen Umweg in Kauf und sparen so gerade mal 20 Euro Treibstoffkosten im Jahr. Bei den Strom- und Gaspreisen schauen die meisten Saarländer aber nicht hin und zahlen freiwillig einige Hundert Euro mehr. 

Dabei ist der Wechsel zum billigen Energielieferanten heute so simple und risikolos wie nie, wenn man sich an die Empfehlungen der Verbraucherzentrale und von Stiftung Warentest hält. Wer sich einmal mit Anbieter-Wechsel befasst hat, kann leicht jedes Jahr den günstigsten Anbieter wählen. Das schafft Wettbewerb und auch leistungsfähigere lokale Versorger.


Hier erfahren Sie, wie Sie Ihren Anbieterwechsel ohne Komplikationen hinbekommen.


Schritt-für-Schritt-Anleitungen und Modellrechnungen. Finanztest erklärt, wie „aktive“ und „bequeme“ Kunden – je nach Naturell – am besten vorgehen, und gibt sechs Tipps für den Wechsel zum besten Vertrag (kostet 2 Euro).

Quellen:
Monitoringbericht der Bundesnetzagentur, Bundesamt für Statistik, Landesamt für Statistik, Erhebungen und Analysen von www.vervox.de und www.Check24.de
Bundesverband der Verbraucherzentralen, Stiftung Warentest,