Chefs der Saar-Sparkassen verdienen mehr als Merkel

Die saarländischen Sparkassen: Ihre Chefs verdienen mehr als Merkel. Und über ihre die Deka-Bank und Deka-Invest platzieren sie Kundengelder auch in Rüstungsgeschäfte. Die Sparkassen – nah am Kunden, ein Hort der Solidität und des Kundenvertrauens?
Saarlandinside-Serie Teil 1: Die Gehälter.

Sparkassen sind öffentlich-rechtliche Unternehmen der Landkreise und Kommunen. Sie gehören der Allgemeinheit. „Deshalb darf die Frage, ob Gehälter und Pensionsansprüche der Sparkassenchefs angemessen sind, keine Geheimsache sein,“ forderte schon vor Jahren der nordrhein-westfälische Finanzminister Norbert Walter-Borjans.

Mehr als 300.000 Euro Jahresgehalt

Die sechs obersten Kommunal-Bänker im Saarland tragen zwar vergleichsweise wenig Verantwortung, beziehen aber Gehälter, als hätte jeder von Ihnen eine Bundesregierung mit einem Etat von 350 Milliarden Euro zu verantworten, wie die Bundeskanzlerin, die 300.000 Euro (inklusive Abgeordneten-Diät) verdient. Vier der sechs Sparkassen-Bosse im Saarland dürften die Bundeskanzlerin noch toppen. Einkommensspitzenreiter sind Hans-Werner Sander von der Sparkasse Saarbrücken (mindestens 325.000 Euro) und Horst Hermann von der Sparkasse Saarlouis (mindestens 315.000 Euro), direkt dahinter Frank Jakobs (Merzig) und Armin Reinke (Homburg, siehe Tabelle unten).

80 % weniger Umsatz, aber 100 % Gehalt

Wenn Leistung, wirtschaftliche und personale Verantwortung für die Höhe der Gehälter ausschlaggebend sind, dann weisen die Verträge von Hermann (Saarlouis), Jakobs (Merzig) und Reinke (Homburg) im Vergleich mit Sander (Saarbrücken) Besonderheiten auf. Sie beschäftigen erheblich weniger Mitarbeiter als Sander, in Merzig sogar 70 Prozent weniger. Ihre Bilanzsummen sind deutlich geringer (in Merzig knapp 80 Prozent weniger als bei der Sparkasse Saarbrücken). Gleichwohl langen die Vorstände bei den Gehältern zu. Sie verdienen nur etwa 10 Prozent weniger als der Platzhirsch Sander. Die Banken-Chefs haben sich offenbar gegen die Verwaltungsräte, die für die Verträge verantwortlich sind, durchgesetzt.

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Stark nach Geld fragen
Cornelia Hoffmann-Bethscheider, die Präsidentin des mit sechs Sparkassen nicht gerade bedeutenden Sparkassen- und Giroverbandes Saar, zuvor SPD-Landtagsabgeordnete und Landrätin in Neunkirchen, präsentiert die neue Werbelinie ihres Verbandes. Ihr Einkommen wird mit 210.000 Euro angegeben. Hinzu kommen Einkünfte aus Aufsichtsratsposten, 24.000 Euro von der Saar LB, 17.000 Euro von den Saarland-Versicherungen.

„Fünfmal so viel bei Geschäftsbanken“

Ralf Jasny, Professor für Finanzdienstleistungen an der Frankfurt University of Applied Sciences, kritisiert seit Jahren, dass die Gehälter und Pensionen von Sparkassenvorständen erheblich über dem Niveau bei vergleichbaren Banken lägen. Bei Deutscher Bank und Commerzbank gehen 2 Prozent des Jahresgewinns dafür drauf, bei den Sparkassen im Saarland nach Berechnungen von Saarlandinside zwischen 5 und 7 Prozent. Jasny hat die Lage der Sparkassen bundesweit analysiert: „Berücksichtigt man die Größe und Bedeutung der Institute, so verdienen Sparkassenvorstände in Relation fünfmal so viel wie Vorstände der Geschäftsbanken.“

Üppige Pensionen und Ruhegelder

Üppig sind auch die Pensionsansprüche. Im Einzelfall liegen die bei bis zu 75 Prozent des Grundgehalts. Bei einem Grundgehalt von 300.000 Euro entstehen so Pensionsansprüche von 225.000 Euro pro Jahr. Damit sind für einzelne Vorstände Pensionsrückstellungen von mehr als 3 Millionen Euro notwendig. Jasny stört sich noch an einem anderen Punkt, den Ruhegeldern, einer Art Rente vor der Rente, wenn ein Vorstand vorzeitig gehen muss. Bis zum Renteneintritt erhält er je nach Arbeitsdauer 40 bis 55 Prozent seines letzten Gehalts. Fürs Nichtstun.

Beschäftige arbeiten zwei Monate für die Vorstände

Der finanzielle Aufwand für Vorstandsbezüge und Pensionsrückstellungen belastet die Bilanzen der Sparkassen erheblich. So müssen die 1.247 Mitarbeiter der Sparkasse Saarbrücken in Relation zum Gewinn vor Steuern mehr als einen Monat allein für die Versorgung ihrer Vorstände arbeiten. Bei den Sparkassen St. Wendel, Merzig und Homburg benötigt die Belegschaft sogar ca. zwei Monate. Das hat Folgen für die kommunalen Träger. Die hohen Vorstandskosten mindern den Gewinn. Die bettelarmen Landkreise und Kommunen erhalten wegen der hohen Gehälter eine geringere Ausschüttung.

Wie unabhängig sind Verwaltungsräte?

Warum tragen die Sparkassen-Bosse vergleichsweise wenig Verantwortung und werden trotzdem großzügig entlohnt? Am Ende hängt das konkrete Gehalt vom Verhandlungsgeschick des Managers ab. Er braucht dazu die Zustimmung der Politiker im Aufsichtsgremium Verwaltungsrat. Die Hürden dafür sind nicht hoch. Schließlich verteilen die in den Verwaltungsräten sitzenden Landtagsabgeordnete, Landräte und Bürgermeister und die Sparkassenvorstände regelmäßig Spenden an die Vereine in der Region und können bei den Wähler-Bürgern glänzen. Das schafft ein stilles Einvernehmen zwischen Kommunal-Bänkern und Kommunal-Politikern.

Hohe Kredite an Verwaltungsräte

Zudem sind sie von der Sparkasse, die sie beaufsichtigen sollen, durch teilweise sehr hohe Kredite zu Günstigst-Konditionen finanziell abhängig. So stand 2017 der Verwaltungsrat bei seinem roten Saarbrücker Bankhaus mit insgesamt 6,9 Millionen Euro in der Kreide, im Durchschnitt pro Kopf mit 383.000 Euro. Können die Politiker da immer unabhängig entscheiden? Der Verwaltungsrat besteht zu einem Drittel auch aus Beschäftigten der Sparkasse. Die Mitarbeiter entscheiden über das Gehalt ihrer Chefs mit. Ist es da zu erwarten, dass Mitarbeiter gegen ihre Chefs opponieren, wenn sie noch Karriere im Haus machen wollen?

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Quellen:
Geschäftsberichte der saarländischen Sparkassen 2017
Empirische Studien des Fachbereichs 3 der Frankfurt University of Applied Sciences