Globus macht weiter in Russland Geschäfte

Der Globus Hypermarket in Kotelniki nahe Moskau
Rewe, Edeka, Aldi und andere Einzelhändler nehmen russische Produkte aus ihrem Sortiment. Der Möbel-Riese IKEA stellt den Betrieb in Russland ebenso erstmal ein wie die Mode-Kette H&M. Der saarländische Einzelhandelsriese Globus geht einen anderen Weg.

Globus betreibt in Russland derzeit 19 Märkte. Sie nennen sich dort „Globus Hypermärkte“. Diese Märkte bleiben geöffnet, teilt Globus auf Anfrage von SaarlandInside mit. Man plane auch nicht, russische Produkte aus den Regalen der 52 deutschen und 15 tschechischen Märkte zu nehmen.

„Wir arbeiten mit Hilfsorganisationen zusammen“

Das begründet Matthias Bruch, der Sprecher der Geschäftsführung Globus Holding so: „Den Krieg in der Ukraine verurteilen wir und die Entwicklungen der letzten Wochen haben uns sehr erschüttert. Wir verfolgen sie mit Fassungslosigkeit und großer Besorgnis. Unsere Gedanken und unser tiefes Mitgefühl sind nun bei den betroffenen Menschen vor Ort. Aktuell arbeiten unsere Markthallen bereits an vielen Standorten mit Hilfsorganisationen und privaten Initiativen zusammen und unterstützen nach Kräften die Menschen an den Grenzen und in der Ukraine selbst mit den dort dringend benötigten Lebensmittel-, Kleider-, Geld- und Sachspenden, dasselbe gilt für die geflüchteten Menschen, die nun in Deutschland ankommen.

Keine Auslistung russischer Produkte

Diese Unterstützung ist uns ein großes Anliegen und auf diesem Engagement liegt derzeit auch unser Fokus. Von einer Auslistung russischer Produkte in unseren deutschen GLOBUS Markthallen sehen wir derzeit aber ab. Wir führen in unseren Märkten einerseits nur wenige, insbesondere auch lokal nachgefragte Produkte russischen Ursprungs. Viele „russische“ Produkte werden zudem gar nicht in Russland selbst produziert, wie das z.B. bei einigen Wodka-Marken der Fall ist. Andererseits träfen wir mit einer aktuellen Auslistung insbesondere unsere Kundinnen und Kunden mit ost-europäischen Wurzeln, die die Produkte fernab ihrer Heimat sehr schätzen, und die wir zu weiteren Leidtragenden machen würden. Zudem möchten wir unseren Kunden die Freiheit lassen, selbst für oder gegen den Kauf eines bestimmten Produktes zu entscheiden.

Den 10.000 Mitarbeitern und Kunden sehr verbunden

Wir sind durch den Ukraine-Krieg umso mehr ergriffen, da wir seit vielen Jahren mit unseren Märkten in Russland vertreten sind. Wir beschäftigten dort heute knapp 10.000 Menschen, manche davon bereits seit unserem Markteintritt 2005. Wir fühlen uns diesen Menschen eng verbunden und tragen ihnen und auch unseren Kunden gegenüber trotz der politischen Entwicklungen Verantwortung. Denn als Lebensmittelhändler sind wir für die Grundversorgung der Menschen verantwortlich und möchten deren Zugang zu Lebensmitteln weiter sicherstellen. Zudem sind wir der Ansicht: Dieser Krieg ist nicht im Sinne der Bevölkerung. Den Wunsch nach Frieden nehmen wir nicht nur hier in Deutschland wahr, er ist auch in Russland, bei unseren Kunden und auch bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sehr ausgeprägt. Und genau wie in Deutschland geben auch unsere Kolleginnen und Kollegen in Russland täglich ihr Bestes, um den Wünschen unserer Kunden zu entsprechen und eine gute Warenversorgung zu ermöglichen. Allerdings überschlagen sich auch für uns derzeit die Ereignisse, sodass wir die Entwicklungen sehr genau beobachten und weiter inständig auf eine Friedenslösung hoffen.“

In Russland den zehnfachen Gewinn

Das Russland-Geschäft ist für Globus nicht irgendein Randgeschäft. Mehr als ein Fünftel aller Globus-Angestellten arbeitet in Russland. Die Globus-Märkte rund um Moskau „verzeichneten in der letzten Bilanz ein Ergebnis nach Steuern in Höhe von 84 Millionen Euro – zehnmal so viel wie die Märkte in Deutschland machten“, schrieb das Magazin Business Insider am 2. März. „Auf der letzten Hauptversammlung verkündete der Geschäftsführer und Inhaber Matthias Bruch, weiter in den russischen Markt investieren zu wollen. Im Geschäftsjahr 2020/2021 wurden sechs Milliarden Rubel (69 Millionen Euro) in die dortigen Immobilien und Infrastruktur gesteckt“, heißt es in dem Bericht. 

Globus in Russland eigenständiges Unternehmen

Dass „das operative Geschäft von Globus Russland derzeit weiterhin stabil“ sei, liege an der Struktur des Unternehmens, berichtet Business Insider. Der russische Unternehmensbereich sei „nämlich organisatorisch und finanziell unabhängig von der deutschen Holding, sodass auch bei einer Verschlechterung der politischen Beziehungen der Geschäftsbetrieb sicher fortgesetzt werden kann“. Selbst, wenn die Europäische Union bei den Sanktionen einen noch härteren Kurs einschlagen sollte, dürfte Globus demnach in Russland „als eigenständiges Unternehmen in dem Land nicht betroffen sein“.

Sind das nur Spekulationen von Wirtschafts-Journalisten. Nein. „Die Informationen im Business Insider sind richtig“, bestätigt Globus-Pressesprecherin Isabel del Alcazar von Buchwald auf Anfrage von SaarlandInside.

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