Mit 32 Jahren Qualitäts-Chefin über 9500 Lehrer

Postenschieber Teil 5: Heute die auffälligen Karrieren in den Häusern von Bildungsminister Ulrich Commerçon, Umweltminister Reinhold Jost und Sozialministerin Monika Bachmann.

Kultusministerium: Juso-Frau mit 32 Jahren Shooting-Star

  • Shooting-Star der SPD ist Christine Streichert-Clivot, Frau eines früheren Juso-Landeschefs, Vorsitzende der SPD-Fraktion in Gersheim: Minister Commerçon machte die ehemalige Mitarbeiterin seiner Landtagsfraktion vor zwei Jahren zur Abteilungsleiterin “Querschnittsangelegenheiten”, quasi zur Chefin der SPD-Bildungspolitik. Mit einem für ein Beamtenleben jugendlichen Alter von damals 32 Jahren und der entsprechenden beruflichen Erfahrung soll sie die Schul- und Lehrplanentwicklung, Lehrkräftebildung, die Studienseminare programmatisch entwickeln und steuern und an den 375 allgemeinbildenden Schulen mit ihren 9500 Lehrern im Land Qualitätssicherung betreiben. Zweifelsohne Aufgaben von höchstem fachlichen Anspruch.
  • Der SPD-Mann Oliver Suhr, zu CDU-Zeiten im Toscani-Ministerium auf normale Beförderungszeiten angewiesen, ist nach seinem Wechsel ins Commerçon-Haus Leiter der Zentralabteilung und mit einem Sprung Leitender Ministerialrat geworden.
    Nebenbei: In welchem Maß auch die Abteilungsleiter und Referatsleiter inzwischen ihren Job als Partei-Mission verstehen, zeigt die Wanderungsbewegung nach Wahlen. Der Parteigänger bemüht sich, in das Ministerium seiner Farbe zu kommen. Die Chance auf Beförderung steigt damit enorm.

Umweltministerium: Abteilungsleiter mit Affäre

  • Der ehemalige Fraktionsgeschäftsführer der SPD, Joachim Jacob, nach einer Zahlung von 4.000 Euro in der „Roten-Hose“-Affäre um eine Anklage herumgekommen, ist nach einer kurzen Wartezeit im Landeskatasteramt inzwischen Leiter der „Zentralabteilung“ (Personal und Haushalt) im Umweltministerium. Er ist wegen seiner rauen Führungsmethoden gefürchtet. Nach der Wahl im März soll er nach fünf Jahren aufs Altenteil, als Chef des Landeskatasteramtes in Von der Heydt im Saarbrücker Wald.
  • Dr. Arnold Ludes, vormals Kreisveterinär in Neunkirchen, profitierte von einem Konkurrentenstreit um den Chefsessel der Obersten Forst- und Landwirtschaftsbehörden. Umweltminister Stefan Mörsdorf zauberte da den Tierarzt als Kaninchen aus dem Hut in die Landwirtschaft und den ländlichen Raum, für den Ludes jetzt als Abteilungsleiter Verantwortung trägt. Ludes ist auch Präsident der Tierärztekammer.
    Nebenbei: Die Verknüpfung mehrerer Funktionen, Ämter und Mandate auf eine Person ist eine tragende Masche im Netzwerks der saarländischen Nomenklatura.
  • Über eine Abteilungsleiter-/Ministerialratsplanstelle im Umweltministerium ist auch Gabriel Maren, Hubert-Ulrich-Getreuer aus dem Saarlouiser Knotenpunkt der Grünen, in die höchste A-Besoldungsgruppe versorgt worden. Er besetzt jetzt eine Planstelle in der Staatskanzlei (Wir haben darüber berichtet).

Sozialministerium: Dank für Delikates

  • Paul Maurer arbeitet im Vorstand des CDU-Kreisverbandes Merzig. Auch seine Karriere verlief bemerkenswert: 2002 wechselte er mit der Besoldungsgruppe A15 von der LVA ins Umweltministerium zu Minister Mörsdorf. Dort übernahm er zur Eingewöhnung zunächst die Abfall-Abteilung, bald danach als Ständiger Vertreter des Staatssekretärs die Schlüsselabteilung “Personal, Haushalt, Organisation“. Als Landesjägermeister hielt er lange die saarländische Jägerschaft mit ihren Protesten gegen Mörsdorfs Jagd- und Naturschutzpolitik in Schach, arrangierte den staatlichen Ankauf des Jägerheims im Uniwald und half den Saarjägern beim Bau des neuen Heims in Saarwellingen. Für seinen Minister erledigte er eine Reihe delikater Personalangelegenheiten. Der Dank für das dienstliche Mühen des engagierten Hobby-Sängers Maurer: die Aufnahme in den Chor der Ministerialdirigenten; dort jubiliert er seit Jahren schon sechs Besoldungsgruppen höher.
  • Maurers Kollege Bernd Seiwert, mit Jürgen Schreier von der unteren Saar zunächst im Kultusministerium, ließ sich aus dem jetzigen SPD-Haus in das CDU-Geführte Sozialministerium versetzen (s.o. Parteiwanderung). Dort leitet er jetzt die Abteilung „Soziales, Inklusion, Demografischer Wandel“. Auch er kommt aus dem CDU-Kreisvorstand Merzig.

Benachteiligt sind die Fachleute ohne Parteibuch

Die Partei-Ägiden verweisen immer wieder darauf, dass ein Parteibuch einem Bewerber auf eine Stelle nicht zum Nachteil gereichen dürfe. Eine absurde Verdrehung. Denn in dem Maße, wie Parteisoldaten bei der Job-Vergabe bevorzugt werden, haben in gleichem Maße Hunderte von fachlich exzellenten, „neutralen“ Bewerbern ohne Parteibuch das Nachsehen. Viele bewerben sich mit Wissen um die Macht des Parteien-Netzwerks gar nicht erst. Oder können sich nicht bewerben, weil die Jobs nur intern ausgeschrieben werden. Seit Peter Müllers Zeiten besetzen die Minister diese Führungspositionen der Abteilungsleiter mit einem Salär zwischen 6.700 und 8.000 Euro nach persönlichem Gusto. Diese kommen quasi auf Zuruf in ihre Position und der Ruf – dies zeigt die Saarlandinside-Analyse – geht am lautesten in die Parteihierarchien.

Um dem einen oder anderen Partei-Karrieristen die Ehre anzutun: Natürlich verhindern Parteibuch und -engagement nicht immer eine hervorragende Leistung für das Saarland. Es gibt einige, die machen ihren Job gut, aber das sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Schließlich ist die Leistung dem geschuldet, der für Gehalt und Sold aufkommt: der Steuerzahler. (Wird fortgesetzt)