Verbraucherservice Strom: Einige Hundert Euro sparen

Strom ist im Saarland besonders teuer. Die Verbraucherzentralen raten deshalb zu billigeren Anbietern. Hier ein saarlandinside-Preisvergleich mit den günstigsten Angeboten für die 495.000 saarländischen Haushalte.

140.000 Haushalte in der teuren Grundversorgung

Saarländische Stromkunden verschenken jedes Jahr Millionen Euro, weil sie bei ihren lokalen Energieversorger kaufen. Das hat mehrere Gründe: 27,6 Prozent der Haushalte stecken laut Bundesnetzagentur seit vielen Jahren immer noch in der klassischen Grundversorgung. Dort stufen die Stadt- und Gemeindewerke jeden Kunden automatisch ein, wenn er sich nicht aktiv für den Wechsel in einen anderen Tarif oder zu einem anderen Anbieter entscheidet. Im Saarland sind dies auf der Datengrundlage der Bundesnetzagentur hochrechnet 140.000 Haushalte.

Vor allem benachteiligte Haushalte gefangen

In der Grundversorgung sind vor allem die benachteiligten Haushalte gefangen, Geringverdiener, Alleinerziehende, Hartz-IV-Empfänger. Mit dem teuren Grundversorgungstarif sichern die Versorgungsunternehmen das Risiko gegen Stromsperren und Zahlungsschwierigkeiten ihrer unsicheren Kunden ab. Hartz-IV-Empfänger zahlen so im Jahr bis zu 150 Euro mehr, als sie im Regelsatz für Energie und Wohnen bekommen. Hinzu kommt, dass viele Haushalte meist nicht über einen PC verfügen, mit dem sie einen Anbieterwechsel per Klick organisieren können.

Zwischen 160 und 250 Euro im Jahr sparen

Legt man einen Durchschnittsverbrauch von 4.000 Kilowattstunden im Jahr zu Grunde, ergeben sich  bei einem Wechsel aus der Grundversorgung insgesamt Einsparungen von ca. 25 Millionen Euro im Saarland, pro Haushalt zwischen 160 und 250 Euro. Beispiel Energie Saarlorlux: Hier kostet die Grundversorgung 1202,45 Euro. Die Rechnung für dieselbe Lieferung durch den Konkurrenten Klickenergie beläuft sich auf 986,42 Euro, 215,96 Euro weniger. Dies hat ein Preisvergleich von saarlandinside mit dem Vergleichsportal Check24 ergeben (Verivox kommt zu ähnlichen Ergebnissen).

Auch lokale Anbieter mit Online-Tarifen

Wer aus der Grundversorgung raus und trotzdem beim lokalen Versorger bleiben will, kann einen günstigeren Haustarif bestellen. Mit einer beträchtlichen Ersparnis bis zu 270 Euro, wie z. B.  bei den Stadtwerken Bliestal, wenn der Kunde hier vom Grundversorgungstarif auf Online-Tarif umstellt. Selbst wer seinen Strom bisher im günstigsten Tarif seiner Stadtwerke einkaufte, kann bei einem Wechsel zu günstigeren deutschen Stromlieferanten immer noch 100 bis 200 Euro sparen.

Völklinger Strompreise für Schulden der Fischzucht

Teuerste Stadtwerke im Land sind mit Abstand die Völklinger. Sie liegen auch bundesweit mit an der Spitze. Eine Erklärung: Die Stadtwerke-Holding fabriziert hohe Verluste, 33,1 Millionen Euro in 2017, verursacht in erster Linie durch das Fischzucht-Fiasko. Die Holding ist für die Sanierung auf Geldquellen angewiesen. Die hat sie offenbar bei den knapp 20.000 Energie- und Wasserkunden der Stadtwerke Vertriebsgesellschaft gefunden.  Die Tochter führt Millionen-Gewinne an die Mutter ab (2016: 2,5 Millionen Euro). So werden die Völklinger Haushalte für das Fischzucht-Abenteuer der ehemaligen Stadtoberhäupter zur Kasse gebeten.

Preisvorteile durch freie Lieferantenwahl

Der freie Energiemarkt soll für mehr Transparenz und Konkurrenz sorgen und den Verbrauchern Preisvorteile bringen. Im Jahr 2017 haben laut Bundesnetzagentur 4,7 Millionen Haushaltskunden ihren Stromlieferanten gewechselt. Im Durchschnitt können Haushaltskunden unter 124 Anbietern wählen. Dabei sind die Saarländer unterdurchschnittlich wechselfreudig. Die Rheinland-Pfälzer kaufen 30 Prozent häufiger bei externen Lieferanten.

Die Tricks heimischer Anbieter

Einige saarländischen Versorger wie die Stadtwerke Wadern, Bliestal und Völklingen bieten auf ihrer Webseite keinen Online-Tarif an, offenbar mit Bedacht: Wer einmal seinen Strom online gekauft hat, ist mit ein paar Klicks schnell bei anderen Anbietern und damit möglicherweise für die lokalen Unternehmen auf alle Zeit verloren. Einige Saar-Versorger wie die Stadtwerke Merzig bieten auf ihrer Webseite auch keinen individuellen Online-Stromrechner an. Damit verhindern sie, dass der Kunde schnell die Gesamtkosten ermitteln kann.

„Rundum-Kümmer-Service“

Wer weder Lust noch Zeit hat, Kündigungsfristen und Tarife im Blick zu behalten, kann den „Rundum-Kümmer-Service“ junger Unternehmen in Anspruch nehmen – zum Beispiel Switchup und Cheapenergy24. Ihre Dienstleistung: Vor Ablauf der Kündigungsfrist oder bei Preiserhöhungen werden alle Angebote im Markt geprüft und – sofern der Kunde es wünscht –  findet automatisch der Wechsel des Anbieters statt. Die Verbraucherzentrale NRW hat sich die Start-ups genauer angesehen.  Ihr Energieexperte: „Die Angebote haben durchaus ihren Charme. Wir sind erstaunt, dass die Resonanz im Markt so gering ist, denn der Verbraucher bekommt einen echten Mehrwert.“


Saarlandinside-Tipps
– Vertrag besser mit 12 Monaten Laufzeit abschließen. Im zweiten Jahr gelten meist höhere Tarife.
– Kündigungsfrist von 4 Wochen vereinbaren. So verschläft man die Kündigung nicht.
– Keine Vorauskasse vereinbaren. So gibt’s bei Insolvenzen keine Verluste.
– Bei Gutscheinen und Sachpreisen prüfen, ob man die wirklich braucht.


Link: Hier informiert die Verbraucherzentrale Saarland, wie Sie sicher den Anbieter wechseln

Quellen:
Vergleichsportale Check24 und Verivox

Saarlandspezifische Auswertungen von Check24
Bundesnetzagentur Monitoringbericht 2018
Destatis: Statistische Energieverbrauchsinformationen

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