Die Übersterblichkeit in den saarländischen Gemeinden

Im Saarland sterben pro Jahr 20 Prozent mehr Menschen als im Bundesmittel. Das hat mit dem hohen Durchschnittsalter zu tun, aber nicht nur. Unter den Saar-Gemeinden gibt es große Unterschiede. Saarlandinside Gesundheitsreport Teil VIII.

Der Alte Friedhof St. Johann in Saarbrücken

Pro Jahr 3000 Tote mehr im Saarland

Im Saarland haben pro Jahr im Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2022 zwischen 13.800 und 15.400 Personen das Zeitliche gesegnet (Statistisches Bundesamt). Tendenz steigend. Hätte das Saarland die Sterberate des Bundesdurchschnitts, würden hier pro Jahr knapp 3000 Menschen weniger sterben. Im Bundesländer-Vergleich liegt das Saarland an viertletzter Stelle. Bevölkerungsstatistiker erklären dies mit dem hohen Durchschnittsalter. Dieses liegt im Saarland bei 46,3 Jahren, der höchste Wert der alten Bundesländer. Allerdings: Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sind deutlich älter, haben aber geringere Sterberaten aufzuweisen. Offenbar leben die Alten dort – wie auch immer – gesünder (Siehe Grafik „Sterberaten in den Bundesländern“).

Landkreis Neunkirchen mit der höchsten Übersterblichkeit

Innerhalb des Saarlandes bestehen große Unterschiede in der Sterblichkeit. Alle Landkreise liegen in der Statistik deutlich über Bundesniveau, der Kreis Neunkirchen sogar 30 Prozent darüber. Dort kommen auch sehr ungünstige Lebensbedingungen zusammen, die die Menschen krank machen und früher sterben lassen: unter anderem sozioökonomische Einschränkungen wie geringe Einkommen, hohe Armut, niedrige Bildung, zudem Umweltbelastungen durch Kohle und Stahl, die heute noch die Lebensqualität beeinträchtigen. Zum Beispiel durch Radon. Radon ist ein natürliches radioaktives Gas und nach dem Rauchen eine der häufigsten Ursachen für Lungenkrebs. Das Robert Koch-Institut weist auf überdurchschnittliche Radon-Emissionen im Saarland hin. Im Saarland gibt es im Gegensatz zu anderen Bundesländern keine systematische Bewertung der Gesundheitsgefährdung durch Radon.

Viele Jahrzehnte lang waren die Saarländer unter- und übertage insbesondere durch die Kohle- und Stahlindustrie massiv Schadstoffen ausgesetzt. Saarlandinside hat darüber berichtet. Diese Industrie war jahrelang die Basis der wirtschaftlichen Prosperität unseres Bundeslandes. Über die langfristigen Auswirkungen hat man sich damals noch wenig Gedanken gemacht.  So hat das Saarland bundesweit die höchste Erkrankungs- und Sterberate bei Lungenkrebs, Männer und Frauen zusammengerechnet (Siehe Grafik „Übersterblichkeit in den Landkreisen“). 

Niedrigste Werte in Nalbach, höchste in Kleinblittersdorf

Unter den 52 Saar-Gemeinden gibt es große Unterschiede bei der Übersterblichkeit. Während Nalbach mit vier Prozent noch nahe am Bundeswert liegt, sind es in Kleinblittersdorf 57 Prozent darüber. Der Ort ist mit seinen vier Altenwohnheimen und 49,6 Jahren mit Abstand die älteste Gemeinde und die mit den häufigsten Todesfällen pro 1000 Einwohner.

Nicht immer taugt der Hinweis auf das hohe Alter als Erklärung für viele Sterbefälle. Auch in relativ jungen Gemeinden, wie in Neunkirchen, Dillingen, Homburg, Bous, Sulzbach, Ensdorf tauchen aber hohe Sterberaten auf. Andererseits liegen geringe Sterberaten bei hohem Alter beispielsweise in Mandelbachtal, Marpingen, Großrosseln und Gersheim vor (Siehe Karte unten „Übersterblichkeit in den saarländischen Gemeinden“).

Ein Zusammenhang besteht auch mit dem Gesundheitszustand der Menschen vor Ort. Gemeinden mit hohen Sterberaten sind auch im saarländischen Krebsatlas als die mit den höchsten Erkrankungsraten ausgewiesen.

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